

Viele Lernende haben ihren Lieblingsplatz beim Lernen: Der eigene Schreibtisch, der Küchentisch oder sogar liegend auf dem Teppich. Wer weiß, wo das Lernen am besten klappt, hat schon viel gewonnen.
Warum dieser Ort eine so zentrale Rolle spielt, erkläre ich an anderer Stelle.
Heute schauen wir eher auf Möbel, Pflanzen, Tische, ein Bild an der Wand, ein Regal, der Teppich oder auch ein gemütlicher Sessel.
Lernstoff wird oft in Stichworten oder Stichsätzen zusammengefasst, die dann gerne im wahrsten Sinne des Wortes wie eine Loseblattsammlung durch das Zimmer fliegen. Das macht es schwer, den Lernstoff nachhaltig zu lernen. Oder die Reihenfolge fliegt einem immer wieder um die Ohren, z.B. wenn ich mir merken möchte, wie eine Erörterung denn nun aufgebaut und geschrieben werden soll.
Bevor ich damit starte, ist ein Teil der Vorbereitung eine gedankliche Reise durch eine Reise durch ein Zimmer am eigenen Wohnort. Dort lege ich feste Routenpunkte fest, und zwar im Uhrzeigersinn: Da ist z.B. das Bett, dahinter steht der Tisch, dann folgt das Poster des Lieblingssängers an der Wand, die Pflanze … bis ich mir als 10.Punkt schließlich das Regal rechts von der Tür als Routenpunkt merke.
Wenn ich mich gedanklich in die Tür stelle, habe ich meist den gesamten Raum vor Augen. Oder ich bin mit dem Raum so vertraut, dass ich genau weiß, was sich wo befindet. Ich entscheide, ob ich links- oder rechtsherum durch den Raum gehe und lege bei dieser Reise Fixpunkte fest.
Ich verbinde die Routenpunkte mit meinem Lernstoff. Da steht dann auf dem Klavier der Einleitungssatz, auf dem Notenblatt sehe ich die Reihenfolge des ersten Satzes. Das Blatt ist bunt und fängt schon an zu singen, wenn ich mir das Blatt angucke. Der Sänger ist – mein Lieblingssänger.
Auf dem Bett liegt der Beginn des Hauptteils, die These, um jetzt hier bei meinem Beispiel zu bleiben. Vielleicht liegt diese These auf dem Bett, ist rot und fett und blinkt auffällig. Dann merke ich mir mit einem bestimmten Poster an der Wand, was als nächstes folgt. Hier sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Wichtig ist, dass die abstrakte Information mit etwas Konkretem verbunden wird. Auf dem Schreibtisch liegt dann vielleicht der Überleitungssatz.
Schritt für Schritt verbinde ich also das, was ich mir so schwer merken kann mit einem der Orte in meinem Zimmer: In einer bestimmten Reihenfolge und mit einer Verbindung, die für mich bedeutsam ist und die für mich den Lernstoff weniger abstrakt macht.
Ich bleibe dabei auf Blickhöhe, das heißte alle Routenpunkte sind gut sichtbar für mich.
Beim Lernen hilft es, den jeweiligen Ort anzuschauen, laut mit sich zu sprechen und die Verbindung so zu festigen. Fest sollten auch die Orte sein, das gibt zusätzliche Sicherheit.
Und wie beim Lernen immer, sollte natürlich auch eine Wiederholung erfolgen: Im Raum selbst, in Gedanken vor der Tür, d.h. vor dem inneren Auge.
Für Leonie in meinem Lerncoaching wurde schnell klar, dass diese Verortung weniger ideal für sie war. Sie lernt gerne an anderen Orten, daher fällt es ihr schwer, ihr eigenes Zimmer gedanklich mitzunehmen. Sie entschied sie daher, ihre Lernpakete an ihren Körper zu heften.
Das Prinzip bleibt das Gleiche: Ich lege feste Punkte fest, von den Füßen bis hin zum Kopf. Und dann klebte sie die Zettel an ihre Körpterteile:
Die Einleitung schob sie wie eine Einlage in einen Schuh an ihrem Fuß, ans Knie kam die Hypothese, die so hervorstach wie die Kniescheibe, es ging weiter über die Oberschenkel, den Po, den Bauch, die Schultern, das Gesicht bis hin zu den Haaren: Die waren sozusagen die Krönung, schön frisiert wie der überzeugende Schlusssatz am Ende einer Erörterung.
Es darf ruhig etwas Zeit in Anspruch nehmen, die Zettel an den Körper zu heften, die Verbindung zu schaffen. Wenn das dann noch mit einer Bewegung verbunden wird, indem ich beim Verbinden das entsprechende Körperteil berühre, stärkt den Lerneffekt noch einmal mehr.
Der Vorteil, wenn ich die Zettel an meinen Körper hefte: Die Lernpäckchen sind immer bei mir. Das war für Leonie tatsächlich auch wichtig. So konnte sie in der Deutscharbeit beruhigt durch ihren Körper gehen und sich beim Schreiben der Erörterung ganz auf den Inhalt konzentrieren, weil die Struktur felsenfest mit ihrem Körper verankert war.
Es geht immer darum, die Lernstrategie für dich anzupassen, sodass sie für dich passt.
Schreib mir gerne, wenn du mehr darüber erfahren willst oder buche dir hier einen Termin für ein kostenloses Kennnenlerngespräch.

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