

Am Wochenende habe ich mal wieder ein paar ABC-Listen für mich erstellt und dabei gemerkt, wie kraftvoll dieses Tool ist. Es ist kreativ, es bringt Struktur, es fördert vernetztes Denken. Und es lässt sich für viele verschiedene Momente beim Lernen, in Schule, Uni oder für eine Gedankensammlung verwenden.
Die ABC Liste. Das ist schlicht und einfach eine Liste. Oft findet man auch den Vergleich mit dem Spiel Stadt-Land-Fluss. Nur mit einem Thema, dafür mit allen Buchstaben von A bis Z – und je nach Thema füllt sich diese Liste mehr oder weniger schnell. Die Regeln für diese Liste sind kreativ. Ich finde es sinnvoll, mir einen Timer zu stellen und innerhalb von 3 Minuten versuchen, so viele Begriffe wie möglich zu Papier zu bringen. Dabei kann das Ausfüllen bunt durcheinander erfolgen.
Ich beginne immer erst damit, das ABC einmal von oben nach unten auf ein Blatt Papier zu schreiben. Quer oder hochkant, das ist egal. Ich nutze hier gerne Zettel und Stift, da bin ich flexibler.

Wie zu sehen ist, steht hinter jedem Buchstaben nur ein Wort, maximal zwei.
Und das ist tatsächlich eine der Regeln, die immer bleibt. Für mich. Andere versuchen so viele Begriffe wie möglich hinter einen Buchstaben zu schreiben.
Oben auf das Blatt habe ich das Thema geschrieben, Lernen, dahinter das Datum. So gelingt mir immer eine eindeutige Zuordnung der ABC-Liste.
Neben dem positiven Zeitstress, der mich gleich ins Tun bringt, habe ich immer wieder die Situation, dass mir ein Wort einfällt, der entsprechende Anfangsbuchstabe aber schon besetzt ist. So wollte ich für B das Wort Bewegen notieren. Da stand nun schon Bunte Bilder – also wurde aus der Bewegung „Hund spazierenführen“.
Es ist total normal, dass auch mal Buchstaben frei bleiben beim ersten Durchgang. Das ändert sich mit der Zeit. Und da sind wir schon mitten bei der nächsten Frage:
Der Einsatz ist sehr vielfältig, ich greife hier einmal ein paar Beispiele heraus.
Zu Beginn einer Lerneinheit kann ich so z.B. mein Wissen aktivieren. Im Laufe der Zeit kann ich die ABC Liste mit meinem Wissen dann ergänzen. Gerne mit einem andersfarbigen Stift. So wird die Entwicklung noch augenfälliger.
Ich kann mir Kategorien deutlich machen: In meinem Beispiel finden sich z.B. Anspielungen auf Lernstrategien: Chunken, Auswendiglernen, Versuche machen, Wiederholen. Außerdem Rahmenbedingungen für gutes Lernen: Natur, O2 – Sauerstoff, Zehenwackeln, Yoga zum Entspannen, Durst löschen.
Ich kann auch festlegen, wenn ich nun eine ABC-Liste zu einem Lernthema habe, welches Thema ich schon gut kann, mit welchem ich mit dem Lernen beginnen möchte oder welches Thema ich noch einmal wiederholen möchte.
Und natürlich kann ich mir Fragen zu meiner Begriffssammlung stellen: Welche Begriffe gehören für mich zusammen? Wie kann ich den Begriff Chunken erklären? Wann bekomme ich Panik beim Lernen und wie werde ich strukturiert?
Oder ich mache jeden Tag eine Liste und trage dann nach einer oder zwei Wochen alles zusammen. Die Liste vom Donnerstag zeigt Wiederholungen und auch ganz andere Aspekte.
Zusammen mit einem Lernpartner ergibt sich folgende Idee: Beide füllen eine ABC-Liste zum gleichen Thema. Dann werden z.B. die Listen getauscht und jede versucht, 3-5 Begriffe der anderen zu erklären. Oder wenn die Liste noch nicht vollständig gefüllt ist, ergänzen beide im Gespräch für sich Begriffe. Wichtig ist, dass nur Begriffe auf meiner Liste landen, die ich erklären kann. So vernetzt sich alles besser in meinem Gehirn und ich kann es besser abrufen, wenn ich es brauche.
Der Phantasie und der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.
Vera Birkenbiehl hat sich so einige einfache Methoden erdacht, um sich kreativ und intelligent Wissen zu erschließen, zu erweitern und zu analysieren. Dabei war ihr stehts wichtig all das miteinander zu kombinieren. Dabei war sie ihrer Zeit oft weit voraus, deshalb wirken Ihre Ideen, Vorträge und Ansätze noch immer nach, auch wenn sie selbst schon vor längerer Zeit gestorben ist.
Jede ABC-Liste ist eine Momentaufnahme und auch ein wertvoller Wissensschatz. Denn je nach Laune und Umständen fallen mir unterschiedliche Dinge zu ein und demselben Thema ein. Wenn ich meine Listen dann sammle und vergleiche, werde ich merken, welche Begriffe sich wiederholen, zu welchen ich nichts mehr sagen kann oder dass sich die Begriffe von verschiedenen Listen ergänzen. Und mit jeder Wiederholung merkt mein Gehirn: Das Thema ist wichtig! Nach ein oder zwei Wochen kann ich dann meine Listen zusammentragen und werde feststellen, wie sich mein Wissen erweitert hat.
Meine Listen am Wochenende, die ich nach 3 Ausstellungsbesuchen machte, zeigten mir z.B., dass ich mir viel über die Bilder, die Art der Bilder und die Materialien oder die Techniken gemerkt hatte, aber kaum Namen der Künstler. So konnte ich das noch einmal nachholen, weil es mir wichtig war. Welche Technik ich dazu verwendete, dazu schreibe ich im nächsten Blogartikel.
Und wenn ich mir in der Oberstufe z.B. Themen nach einem längeren Zeitraum wieder vornehme, um mich auf die Abiturprüfungen vorzubereiten, sind meine ABC-Listen ein guter Ausgangspunkt.
Es mag sein, dass der Umgang mit der ABC-Liste erst einmal verwirrend ist. Und ungewohnt. Wirklich strenge Regeln gibt es nicht. Außer der: Kreativ sein, Wiederholen, Wissen erweitern. Und da der Einsatz so vielfältig ist – vom Erschließen eines Inhalts über die Vorbereitung eines Vortrags bis hin zum Lösen eines Problems – gibt es auch dementsprechend viele Lernstrategien, die ich alternativ anwenden kann.
Wer eine Gedankensammlung lieber auf andere Art mag, der besinnt sich auf ein klassisches Mindmap. Ich kann natĂĽrlich auch Karteikarten schreiben oder mir erstellen lassen oder zu einem Thema ein Graf-iz anlegen.
Vielleicht gibt es jetzt auch jemanden der einwendet: Mit einer KI geht das doch alles viel einfacher und da ist jede Liste dann gleich gefüllt und jede ist anders. Das mag sein. Der große Unterschied ist: Du hast dir das Thema nicht selbst erschlossen, dein Wissen aktiviert, vernetzt und im Gehirn gefestigt. Eine Maschine zu fragen und dann alles womöglich auswendig zu lernen ist viel mühsamer.
Nimm Dir ein Thema deiner Wahl. Eines, was du dir schon lange Mal erschließen wolltest, und starte jetzt gleich mit deiner ersten ABC-Liste. Zettel und Stift reicht. Und dann beobachte, was die nächsten ein bis zwei Wochen passiert.
Lass mich gerne an deinen ABC-Listen teilhaben!

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